Seit zwei Wochen hat uns die C-Krise, wie ich sie nenne, uns fest im Griff. All jene, die einen Weg gefunden haben unter den gegebenen Bedingungen, auch von zu Hause arbeiten zu können bzw. sich glücklich schätzen ihre Dienstleistung oder ihr Produkt auch online vertreiben zu können, sind aktuell sicher die Gewinner in der Wirtschaft.

Ich beschäftige mich momentan intensiv mit dem Thema „Virtuelles Leadership“ und möchte an dieser Stelle ein paar Erfahrungen und Erkenntnisse teilen.

Eines vorab: Das ist keine normale virtuelle Leadership-Situation.
Jede Führungskraft, die vor der C-Krise schon remote geführt hat, steht nun dennoch vor einer anderen Situation.
Viele Mitarbeiter können ihr persönliches (und somit berufliches) Umfeld aktuell nicht steuern. Es sind alle zu Hause, jeder nutzt das Internet und den einen Computer, es gibt keinen Babysitter oder Oma/Opa, die kurz auf das Kind schauen können, es gibt kaum Ruhe, u.v.m. Home-Office ist also nicht für alle so einfach umzusetzen.

Das und die Unsicherheit durch C. an sich führen zu einem erhöhten Stresspegel. Also so zu tun als wäre nichts anders als davor ist meiner Meinung nach kein guter Leadership-Ansatz.

Beziehungsmanagement wichtiger denn je.

Durch das 100%-ige Fehlen der persönlichen Kommunikation fehlt oft ein wesentlicher Aspekt der Kommunikation, nämlich der der nonverbalen Kommunikation. Ich habe es daher zu einer Spielregel gemacht, dass die Videokamera – wenn möglich – immer eingeschaltet sein muss. Wenn die Internetverbindung nicht gut genug ist, dann reicht das „persönliche Verbinden“ am Beginn eines Meetings.

Vertrauen ist aktuell noch wichtiger als davor.

Um in der virtuellen Welt Vertrauen halten und aufbauen zu können, gibt es ein paar Möglichkeiten:

  • Aktiv Kontakt über die Kamera aufnehmen und sich begrüßen bzw. sich verabschieden: Auch in der virtuellen Welt kann Augenkontakt hergestellt werden und diese Verbindung von 3D über 2D funktioniert, wenn man es bewusst ausübt.
  • Virtual coffee breaks: Neben den (hoffentlich) strukturierten Online-Meetings braucht es Zeit und Raum auch informell zu plaudern. Virtuelle coffee breaks oder andere social events können auch gut online durchgeführt werden und sind essenziell in der aktuellen Situation.
  • Icebreaker einbauen: Vor kurzem hat eine Führungskraft gesagt: „Hoffentlich fragen wir nach C. auch so aktiv und interessiert nach, wie es den anderen geht.“ Überall dort wo es notwendig ist, können derartige, aber auch andere „Eisbrecher“ eingebaut werden, denn Mitarbeiter haben oft das Gefühl, in der virtuellen Welt nicht präsent zu sein. Das kann damit gut unterbunden werden und hilft das Vertrauen aufrecht zu erhalten.
  • Kontrolle der Führungskraft vs. Eigenverantwortung der Mitarbeiter: 0:1. Mitarbeiter, die sich immer noch nicht in der aktiven Gestalterrolle sehen oder Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter rund um die Uhr kontrollieren wollen, kommen momentan an ihre Grenzen. Beides funktioniert nicht. Hier kann C. helfen, das Mindset – beider Rollen – zu schärfen.

Was vorher schon nicht funktioniert hat, funktioniert jetzt noch weniger. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, das zu ändern.

Wir befinden uns aktuell in einer herausfordernden Lernsituation. All jene Kommunikations- und Führungsmuster, die vorher schon nicht funktioniert haben, funktionieren jetzt noch weniger. Ich höre Sätze wie: „Ich sitze jetzt nur mehr in Online-Meetings.“, „Ich habe keine Zeit, um produktiv zu arbeiten.“, „Meine Mitarbeiter liefern keine Ergebnisse.“ und ähnliches. Deswegen ist es jetzt noch wichtiger:

  • Effektive Kommunikationsstrukturen für das Team festzulegen. Hier helfen die 5 P: Purpose (Was ist der Sinn des Meetings), Product (Was ist das erwünschte Ergebnis des Meetings), Process (Agenda), People (Wem braucht es wirklich?), Pre-Work (Was ist vorzubereiten).
  • Machen Sie die Teilnehmer zu Beteiligten: Binden Sie ihr Team aktiv in das Meeting ein, nennen Sie die Menschen mit Namen, fragen Sie aktiv nach Feedback, lassen Sie Diskussionen zu.
  • Überdenken Sie ihre Spielregeln und Routinen: Zeit ist ein wertvolles Gut. Das war es zwar schon davor, aber jetzt wird es noch spürbarer. Überdenken Sie also noch einmal Spielregeln in Bezug auf Pünktlichkeit bei Meetings und Arbeitsaufträgen, auf Schreiben von Protokollen, u.v.m. Darüber hinaus können zusätzliche Spielregeln bei virtuellen Meetings Sinn machen. Hier nur ein Beispiel, wie ich es vor kurzem bei einem Kunden gemacht habe.

  • Weniger ist mehr. Virtuelles arbeiten kann schnell ermüden. Achten Sie daher auf Interaktion in den Meetings und Pausen zwischendurch.

Machen wir das Beste aus der Situation und das Wichtigste:

Stay healthy, keep distance, love life.